Gemeinsame Stellungnahme zum Thema „Petition Abschaffung der Bundesjugendspiele“
von BMFSFJ, KMK und DOSB
Die aktuelle Diskussion über die Bundesjugendspiele trifft auf breites Interesse, denn jährlich nehmen mehr als fünf Millionen Kinder und Jugendliche daran teil.
Die Bundesjugendspiele haben das Ziel, in der Kombination von Sport, Spiel und Spaß allen jungen Menschen eine positive Gemeinschaftserfahrung zu ermöglichen. Als Teil des Schulsports bereichern sie die Schulkultur – viele Schulen gestalten mit den Spielen Sport- und Schulfeste.
Die Bundesjugendspiele sind eine in dieser Form besondere Gelegenheit, allen jungen Menschen über den Sport positive Werte zu vermitteln. Sie sind für Schülerinnen und Schüler eine Chance, durch gemeinsames Erleben und Wettbewerbsstreben die verbindende Kraft von Fairplay, Engagement und Gemeinschaftsgeist zu erfahren. Die Erfahrung der eigenen Leistung, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ebenso wie die Selbsteinschätzung der eigenen Möglichkeiten – all dies sind wichtige Lernschritte auf dem Weg zu einer erwachsenen Persönlichkeit. Genauso wichtig ist es, mit den unterschiedlichen Begabungen in der Gruppe fair umgehen zu lernen. Die Bundesjugendspiele folgen dabei konsequent einem pädagogischen Ansatz, der die Wertschätzung aller teilnehmenden Kinder und Jugendlichen entsprechend ihrem individuellen Leistungsvermögen zum Ziel hat.
Die Bundesjugendspiele sind heute eine der wenigen bundesweiten Veranstaltungen, an denen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam und gleichberechtigt teilnehmen können und als solches ein gelungenes Beispiel gelebter Inklusion. Und sie haben sich in ihrer 65-jährigen Geschichte weiter entwickelt. Die Debatte darüber, welche Rolle der Leistungsgedanke sowie die Freude am gemeinsamen Wettbewerb und am Schulfest spielen sollen, ist in allen beteiligten Institutionen immer wieder sehr intensiv geführt worden. Deswegen werden die Bundesjugendspiele heute auch nicht mehr nur als „Wettkampf“, sondern auch als spielerischer „Wettbewerb“ und als vielseitiger „Mehrkampf“ durchgeführt. Die Schulen selbst haben also ein hohes Maß an Gestaltungsmöglichkeit.
Die Bundesjugendspiele sollen in erster Linie Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche sein. Wir wollen daher die Diskussion auch dazu nutzen, die Meinung der Kinder und Jugendlichen einzubeziehen und mit ihnen über Gestaltungsideen zu sprechen.
Manuela Schwesig
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Brunhild Kurth
Präsidentin der Konferenz der Kultusminister der Länder
Alfons Hörmann
Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes
Kommentar von Martin Schönwandt (dsj) zur Diskussion um die Petition „Bundesjugendspiele abschaffen“:
Die Breite und Intensität der Diskussion um den Vorschlag, die Bundesjugendspiele abzuschaffen oder sie zumindest in Zukunft nur noch auf freiwilliger Basis durchzuführen, hat uns zugleich irritiert und erfreut.
Irritiert hat uns das Ausmaß der Diskussion, weil sie den Leistungsgedanken im Sport vom Leistungsgedanken in Mathematik, Deutsch oder Biologie separiert. Bewertungen von Leistungen sind aber grundsätzlicher Teil schulischen Alltags.
Erfreut, weil die Bundesjugendspiele offensichtlich vielen Menschen noch sehr präsent sind und eine überwiegende Mehrheit sie als ein Teil des schulischen Sportangebotes erhalten wissen möchte.
Die Diskussion bietet die Gelegenheit, noch einmal in einer breiteren Öffentlichkeit darzustellen, wie sich die Bundesjugendspiele gerade in den letzten zehn Jahren erheblich weiter entwickelt haben: Mit den Formen Wettbewerb und Mehrkampf wurde das Angebot erweitert und ausdifferenziert und mit der Aufnahme des Angebots für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung inklusiv ausgestaltet; mit dem Internetauftritt, dem Online-Auswertungstool und zuletzt der App zu den Bundesjugendspielen ist eine Modernisierung der Rahmenbedingungen geschaffen worden, die Lehrkräften die Durchführung der Bundesjugendspiele erleichtern soll.
Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Diskussion ist auch die Frage nach dem Umgang mit Schwächen und Misserfolgserlebnissen. Hier sind insbesondere die Lehrkräfte, aber auch die Eltern gefordert, Kinder darin zu unterstützen, dass diese - bei aller Leistungsbereitschaft und Orientierung am Erfolg - im Vergleich vielleicht nicht so gute Ergebnisse akzeptieren und respektieren lernen und diese eher als Anreiz sehen, öfter Sport zu treiben, um durch Üben auch besser zu werden.
Wir freuen uns über die öffentliche Thematisierung der Bundesjugendspiele. Die Vielfalt des Angebots bietet das Potenzial, tolle Sport- und Spielfeste durchzuführen und in angemessenen Inszenierungen auch alle mitzunehmen.
Wir würden uns freuen, wenn sich auch in Zukunft die Eltern mit ihren Kindern über die eigenen Erlebnisse bei den inzwischen weiter entwickelten Bundesjugendspielen – hoffentlich noch stärker mit positiv besetzten Erinnerungen – austauschen können!
Weiter so!
Martin Schönwandt
Geschäftsführer der Deutschen Sportjugend